NZZ: Krank und bankrott – der finanzielle Abstieg einer Long-Covid-Patientin
NZZ, Isabelle Wachter
Long Covid ist nicht nur ein gesundheitliches Problem, sondern auch ein finanzielles. Das zeigt die Geschichte einer Buchhalterin.
Es gab eine Zeit, da lief es bei Sara richtig gut. Sie erhielt 2016 ein Jobangebot in der Finanzabteilung eines internationalen Pharmaunternehmens. Der Lohn reizte sie. Ihr Plan war es, im Beruf nochmals so richtig durchzustarten und ihre Ersparnisse mit einem ordentlichen Gehalt aufzustocken, damit sie vorzeitig in Pension gehen kann. In der Freizeit trieb sie viel Sport und unternahm Ausflüge in die Berge.
Sara heisst hier Sara, weil sie ihren richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Sie redet über diese Zeit, als würde sie von einem anderen Leben sprechen. Heute ist sie 58 Jahre alt. Wenn sie einen guten Tag hat, dann ist sie im Gespräch kaum zu bremsen. Sie redet so schnell, dass sie zwischendurch ausser Atem gerät. Gleichzeitig weiss sie: Der nächste «Crash» wird kommen.
Sara leidet unter Long Covid. Nach diesem Telefonat werde sie ziemlich sicher einen Zusammenbruch haben, sagt Sara. Gespräche, die länger als zwanzig Minuten dauerten, lösten bei ihr eine schwere Erschöpfung aus – ein Symptom der Erkrankung. Sie könne dann das Bett tagelang nicht mehr verlassen.