Infosperber.ch: Viele IV-Gutachten nicht von Hand unterschrieben
Text: infosperber.ch, Andres Eberhard
Die Gutachterfirma PMEDA brachte viele um eine existenzsichernde Invalidenrente. Das zuständige Bundesamt schaute jahrelang weg.
Selten hat ein Unternehmen das Bundesparlament so häufig beschäftigt wie die IV-Gutachterstelle PMEDA: 39 Vorstösse und Fragen stellten Politiker seit 2020 zur Ärztefirma aus Zürich. Zudem hält diese auch die Strafbehörden auf Trab: Die deutsche Steuerfahndung transportierte Lastwagen voll mit Akten der Firma in der deutschen Kleinstadt Wolfenbüttel ab. Der Verdacht: Steuerhinterziehung. Die Schweizer Behörden haben sich bisher nicht dazu geäussert, ob und warum PMEDA vertrauliche Patientenakten aus der Schweiz im Ausland wahrscheinlich bearbeitete, sicher aber aufbewahrte.
Gutachten für 27 Millionen Franken
Doch von vorne. Die Geschichte der PMEDA begann im Jahr 2013. Gründer ist der deutsche Neurologe Henning Mast, Sohn des ehemaligen Jägermeister-Chefs Günter Mast. Die Ärztefirma mit offiziellem Sitz in Zürich erstellte sodann reihenweise medizinische Gutachten für die Invalidenversicherung. Solche brauchten die kantonalen IV-Stellen häufig, um aufgrund dieser Gutachten über Anträge für IV-Renten zu entscheiden. Im Zeitraum von 2013 bis 2022 zahlte die IV der PMEDA für Gutachten insgesamt 27 Millionen Franken.
Es dauerte nicht lange, bis PMEDA die Gerichte beschäftigte. Denn in den schriftlich verfassten Gutachten tauchten Unregelmässigkeiten auf. So wurden etwa Tests erwähnt, von denen Betroffene sagten, sie hätten gar nie stattgefunden. …